Johannes Badrutt und der Wintertourismus

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Bild: Denkmal des St.Moritzer Hotelpioniers Johannes Badrutt (1819 - 1889)|28.12.2023|aktualisiert|Eine gute Idee hat viele Väter, lautet ein altes Sprichwort. Wer lancierte den alpinen Wintertourismus? Die 2014 erfolgreich aufgegleiste St. Moritzer Kampagne "150 Jahre Wintertourismus in der Schweiz" erregte  bei der Konkurrenz im In- und Ausland Aufsehen. Die Einführung der ersten Wintersaison in den Alpen wurde bisher dem berühmten St. Moritzer Hotelier Johannes Badrutt zugeschrieben (s.unten). Tiroler und Walliser Tourismusfachleute widersprechen. Mehr...

Mehr über Badrutts Palace St. Moritz und über den Wintertourismus...

18.10.2023| Nochmals: Wer hat den alpinen Wintertourismus erfunden? Ebenfalls Widerspruch aus Saas-Fee im Wallis:  Pfarrer Johann Joseph Imseng war der erste Schweizer Skifahrer - so die Legende. Er soll aus Scham vor seiner Gemeinde nur nachts die Ski angeschnallt haben. Allerdings, wenn es um Ski geht: Da haben skandinavische Länder mit ihrer Langlauf-Tradition ebenfalls Ansprüche anzumelden.  Mehr...

 Kommentar von artichox-Chefredakteur Christian Meyer (aktualisiert am 29.12.2023)

150 Jahre Wintertourismus. Der legendäre St. Moritzer Hotelier Johannes Badrutt (Bild) legte einst den Grundstein zum Schweizer Wintersport, und zwar mit einer Wette! So zumindest die Engadiner Version.  Die damals verrückte Idee hatte weitreichenden Folgen. Das ging so: Im September 1864 äusserten in einer geselligen Runde  Badrutts englische Sommergäste ihre Bedenken, in das düstere London heimzukehren. Dem geschäftstüchtigen Hotelier kam daraufhin die entscheidende Idee. Johannes Badrutt versprach ihnen die schönsten und sonnigsten Tage im winterlichen Engadin. Sollten sie enttäuscht sein, so würde er ihren Aufenthalt und die jeweiligen Reisekosten persönlich übernehmen. Wetten waren schon damals eine Leidenschaft der Engländer. Und diese konnten Badrutts Gäste unmöglich ausschlagen. Der Hotelpionier gewann das riskante Spiel, und er lockte die Engländer im Winter über die Bündner Pässe ins Engadin - die erste weisse Saison war geboren. Soweit die Legende. Dank dieser aussergewöhnlichen Wette (Version Badrutt's Palace) beging die Schweiz in der Wintersaison 2014/15 das 150-jährige Jubiläum des Wintertourismus.
Eine vertiefte Recherche dürfte vielleicht Hinweise auf früheren Wintertourismus oder gar Wintersportaktivitäten von Gästen zu Tage fördern, etwa in Davos, im Berner Oberland oder im Wallis. Man darf jedoch davon ausgehen, dass die Überlieferung der Badrutt-Famllie authentisch ist.
Das Fundament für den (Sommer-)Tourismus in der Schweiz legte übrigens der berühmte Unternehmer und Reisepionier Thomas Cook mit einer Gruppe von elf Engländern im Juli 1863: Cook reiste mit seinen Begleitern durch die Schweiz und ahnte noch nicht, dass es ihm später immer mehr Engländer gleichtun würden. Allerdings führte diese erste organisierte Reise, deren Verlauf minutiös durch die schreibgewandte Teilnehmerin Jemima Morell festgehalten wurde, von Genf über Chamonix ins Wallis, ins Berner Oberland und in die Innerschweiz. Auftrieb erhielt der Wintertourismus erst später durch den Umstand, dass immer mehr vom Nebel geplagte Grossstädter Erholung in den Alpen suchten. Besonders das trockene Klima Graubündens bewies sich schnell als attraktiver Anziehungspunkt für alle Stadtmenschen, die durch die damalige starke Luftverschmutzung durch Kohle- und Holzheizungen unter Lungenkrankheiten litten. Engländer, die es sich leisten konnten, reisten daher häufig nach St. Moritz und nach Davos, später auch ins Wallis, um die damals verbreitete Tuberkulose behandeln zu lassen.Dokumentiert ist, dass bereits 1862 zwei Patienten in Davos Genesung fanden. Viele Jahre später, 1921, setzte übrigens Thomas Mann dem Tourismus und dem Davoser Kurbetrieb mit dem Roman "Der Zauberberg" ein literarisches Denkmal.

Quellen: Badrutt's Palace Hotel, St.Moritz, "Johannes Badrutt und seine legendäre Wette", SRF, ST

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