Timo Beck - das Interview

Man denkt sich wohl: Das liegt heute am Wetter, an der Ferienzeit, an der Fussball-Übertragung im Fernsehen; oder: Anfang Woche ist sowieso wenig los – und am Wochenende hält sonst was die Gäste vom Restaurantbesuch ab“. Diese Gedanken mögen eine Weile das Gewissen beruhigen, bis da und dort wohl das böse Erwachen folgt. Bekanntlich gehören eine optimale Auslastung der Produktionsmittel, gepaart mit Qualität und Preiswürdigkeit, zu den wichtigsten Erfolgskriterien – auch im Gastgewerbe. Qualität und Preiswürdigkeit kann nur der Gastronom sicherstellen. Sie, Herr Beck, versprechen den Restaurants mit Ihrer neuen Dienstleistung Table4you mehr Umsatz und Deckungsbeitrag durch eine bessere Auslastung. Wie wollen Sie dies einlösen?

Timo Beck: Table4you hilft den Gastronomen ganz konkret die ruhigeren Zeiten besser auszulasten, indem proaktiv auf schlechtes Wetter, ein Sportereignis, einen „No-show“ oder einen grundsätzlich schwachen Tag reagiert werden kann. Über einen eigenen Online-Zugang kann jedes Restaurant exakt die Plätze zu den Uhrzeiten für eine Buchung auf Table4you.com anbieten, die sonst wohl frei geblieben wären - der Gastronom hat 100 Prozent Flexibilität und muss nur sehr wenig bis keine Zeit dafür aufwenden.
Dieses Konzept funktioniert in den USA bereits sensationell. Auch in anderen europäischen Ländern gibt es ähnliche Konzepte. Die Top-Gastronomen in Deutschland tun sich teilweise noch etwas schwer mit dem Gedanken, einen Rabatt zu gewähren, aber in der Hotelbranche ist es seit Jahren geübte Praxis, leere Zimmer etwas günstiger anzubieten. Nichts ist unproduktiver als ein leeres Zimmer bzw. ein leerer Tisch. Man kann über Table4you die ruhigeren Zeiten nutzen, um neue Zielgruppen zu erschließen, den Deckungsbeitrag zu erhöhen und profitiert von unserer Expertise in der Online Vermarktung. 
Über ein potenzielles Image-Problem und Rabattjäger muss sich der Gastronom auch keine Gedanken machen, denn wir arbeiten nur mit sehr hochwertigen Lokalen, sprechen eine anspruchsvolle Zielgruppe an und differenzieren uns völlig von Couponing- und Gutscheinanbietern.

Was verlangen Sie pro Reservation vom Gast, und was kostet Ihre Leistung den Gastronomen?

Table4you finanziert sich in erster Linie durch die Reservierungsgebühr von 3,49 Euro, die der Gast direkt bei Reservierung auf unserem Portal entrichtet. Der Gastronom zahlt lediglich 1,00 Euro pro vermittelten Gast und eine einmalige Set-up Gebühr von 400 Euro, die u.a. die Erstellung des Restaurant-Profils mit schicken Fotos, die Einbindung in unseren Newsletter und die Einweisung in den eigenen Online-Zugang beinhalten. Während einer anfänglichen Testphase, die wir unseren Partner einräumen, fallen sogar zunächst gar keine Vermittlungsgebühren an. Ausserdem gibt es keine Mindest-Kontingente. Unser System ist zu 100 Prozent flexibel und genau auf die Bedürfnisse der Top-Gastronomie ausgerichtet. Der Gastronom kann die freigegebenen Kapazitäten auf table4you.com eigenständig verwalten und auch jederzeit auf „Null“ setzen.

Steht dies ausdrücklich im Vertrag?

Ja, genau so steht es im Vertrag.

Sieht nach fairem Angebot aus. Trotzdem: habe ich richtig verstanden? Ich kann als Wirt jederzeit sofort ohne Kostenfolge aus dem Vertragsverhältnis aussteigen, indem ich mein Angebot auf „Null“ stelle?

Korrekt, wir wollen den Top-Gastronomen schließlich dabei helfen mehr Umsatz und Deckungsbeitrag zu erwirtschaften und setzen auf enge persönliche Betreuung und eine langfristige Partnerschaft. Wir zwingen keinen Restaurant-Partner Tische anzubieten, sondern bieten nur die Möglichkeit dazu. Wenn wir keine Gäste vermitteln, fallen entsprechend auch keine Vermittlungsgebühren an. Es gibt keine versteckten Kosten. Lediglich die 400 Euro Set-up Gebühr fallen für jedes Lokal an, denn wir haben natürlich einen gewissen Aufwand bei der ersten Einpflege eines Lokals in das System. Das Lokal bekommt dafür aber auch eine ganze Menge zurück.

Sie versprechen potenziellen Gästen 30 Prozent Rabatt auf dem Rechnungsbetrag – das sieht attraktiv für Kunden, für den Wirt jedoch happig aus. Ob da die Rechnung für alle aufgeht? Manchen Gastronomen fehlt schlicht die Zeit oder die Möglichkeit für eine genaue Kalkulation. Ein Kleinbetrieb - im Gastgewerbe eher die Regel - hat nur beschränkt Möglichkeiten, über günstigere Preise mehr Deckungsbeitrag reinzuholen. Ganz anders sieht es beispielsweise bei Fast-Foodern aus. Solche Betriebe sind darauf ausgerichtet, bei minimalen Margen hohe Umsätze zu generieren. Der Schuss könnte also für den Wirt nach hinten rausgehen.

Wir haben mit unseren Partner-Lokalen und den vermittelten Reservierungen bisher extrem gute Erfahrungen gemacht. Table4you-Gäste verzehren im Schnitt relativ viel und schauen nicht so sehr auf den Preis. Da wird schon mal ein Glas Wein mehr, ein Espresso und ein Dessert bestellt, welches sich der Gast sonst verkniffen hätte. Bei einer gesunden Kalkulation wird der Gastronom auch nach 30 Prozent Rabatt noch einen durchaus positiven Deckungsbeitrag einfahren, das Lokal sieht belebter aus und man gewinnt unter Umständen sogar neue Stammkunden. Einige unserer Restaurant-Partner berichten von Kunden, die regelmäßig wiederkommen, auch ohne Rabatt wenn zu dieser Zeit beispielsweise kein Tisch über Table4you buchbar ist. 
Einige unserer Partnerlokale waren zunächst sehr vorsichtig und wollten nur mal einen Tag die Woche testen, etwa sonntags. Mittlerweile geben diese Lokale alle ihre Randzeiten frei. Warum auch nicht? Genau dafür wurde Table4you entwickelt. 
Wenn ein Gastronom feststellt, dass er mit den 30 Prozent Rabatt nicht hinkommt, kann er jederzeit aussteigen. Auch das ist bereits einmal vorgekommen. Das betroffene Lokal kaufte einfach zu teuer ein und hatte auf einige Gerichte dann nicht mehr genug Marge. Das ist ja ein Lernprozess, und wir sehen das recht gelassen. Wenn es 100 Top-Lokale in einer Stadt gibt, würden mindestens 90 davon sicher sehr gut mit Table4you fahren.

 Ist es den Wirten erlaubt, Table4you-Gästen eine spezielle Speise- und Getränkekarte anzubieten?

Teilweise. Das Restaurant kann Mittagsangebote, besondere Menüs, spezielle Angebote und Flaschengetränke ab 50 Euro vom Rabatt ausnehmen. Tabakwaren sind natürlich ohnehin ausgeschlossen. Grundsätzlich soll der Rabatt aber auf die gesamte Abendkarte gelten, denn unsere Gäste möchten das Lokal natürlich auch unter „normalen“ Umständen kennenlernen und sollen nicht schlechter behandelt werden als andere Gäste.

Welches sind die Vorteile von Table4you gegenüber Gutschein-Systemen?

Man kann das gar nicht wirklich vergleichen. Table4you bietet dem Gastronomen echte Flexibilität und die Möglichkeit das Restaurant lang- oder kurzfristig besser auszulasten, ohne dabei „billig“ zu wirken. Im Gegenteil, wir arbeiten nur mit Top-Restaurants, die sowieso schon gut laufen und ein tolles Produkt anbieten. 
Der Gast kommt nicht einfach mit einem Gutschein, und dies wann er möchte, sondern er reserviert einen der Tische, die vorher freigegeben wurden. Aber auch für den Gast ist das System revolutionär – er braucht keinen Papiergutschein oder Coupon, denn das Restaurant wurde ja über die Reservierung informiert. Der Name genügt also. Ein Gutscheinkauf wird hinfällig, denn ich reserviere einfach den Tisch zu dem Zeitpunkt, an dem ich wirklich essen gehen will. Ich muss mich nicht wochenlang vorher entscheiden, ob ich in diesem Lokal gegebenenfalls mal ein Menü essen will. Aufgrund der Diskretion und Einfachheit eignet sich Table4you sogar für Geschäftessen oder Dates.

…und gegenüber den Konkurrenten Open Table, My Table, Bookatable, etc.?
Das sind keine Konkurrenten, sondern einfach „nur“ Reservierungs-Portale. Es spricht nichts dagegen, trotzdem beispielsweise mit Opentable zu arbeiten, um die eigene Webseite um ein Reservierungs-Plugin zu erweitern. Table4you hat einen klaren Fokus, ein eigenständiges Geschäftsmodell und ein unverwechselbares Markenprofil.

 Was geschieht mit Gourmeo - die Plattform scheint offline zu sein. Kennen Sie den Grund der Einstellung des Betriebs?

Ich möchte ungern Spekulationen anstellen oder die Leistung des damaligen Teams beurteilen. Allerdings haben wir uns vor der Gründung ausgiebig mit diesem Fall auseinandergesetzt. Aus sehr gut informierten Quellen wurden uns einige Berichte zugetragen, die nahelegen, dass Gourmeo einige Fehler machte, zu schnell zu viel Geld verbrannte, zu spät oder gar nicht auf eine mobile Strategie setzte und eventuell auch einfach nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Vielleicht war das Team auch einfach zu früh dran mit der Idee in Deutschland. Heutzutage sind Smartphones allgegenwärtig. Demzufolge liegt es doch nahe, eine spontane Reservierung direkt über eine mobil optimierte Website zu erledigen – dies ermöglicht Table4you bereits. Wir wachsen organisch und setzen auf enge, teilweise freundschaftliche Beziehungen zu unseren Partner-Gastronomen. Dies soll auch künftig so bleiben.  Wir entwickeln aktuell eine mobile App für Smartphones und planen die Expansion nach Köln, Hamburg und Frankfurt.

Interview: Christian Meyer, www.artichox.com

Zur Person

Timo Beck (29), Mitgründer & Geschäftsführer von Table4you, studierte nach seinem Abitur Business Administration an der University of Hertfordshire (England) und startete anschließend eine Karriere bei Google Inc.. Nach einem weiterführenden Master-Studium an der University of St. Andrews in Schottland, wechselte Timo von Google zu L’Oréal in Düsseldorf, wo er das Online Marketing und CRM für die Marke Maybelline-Jade verantwortete. Timo war Mitgründer beim Celebrity-Online-Portal Starmeo.com. Weiterhin hat Timo mit Partnern das  Online Ausgeh- und Lifestyle Portal Mr.Düsseldorf ins Leben gerufen und aufgebaut.
Timo Beck koordiniert die gesamten Aktivitäten von Table4you in Düsseldorf und hält die Kontakte zu den Gastronomen vor Ort. Des Weiteren verantwortet er das technische Projektmanagement, steuert die Grafiker, die Frontend- und die Backend-Entwicklung. Weiterhin wird Beck die Expansion in der Bundesrepublik Deutschland vorantreiben, den Vertrieb aufbauen und sich sämtlichen PR- & Marketing Aktivitäten annehmen.

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